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Gesellschaft

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Welche Architektur für welche Gesellschaft?

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Dekorierter Schuppen oder Ente? Architektur als Botschaft/  
Mit «Learning from Las Vegas. The Forgotten Symbolism of Architectural Form» stellten die Architekturtheoretiker Robert Venturi, Denise Scott Brown und Steven Izenour 1972 die Zeichenhaftigkeit und Symbolkraft von Architektur zur Diskussion. Kernthema war die Unterscheidung zwischen dekorierten Schuppen (decorated sheds) und Enten (ducks).
Die Klassische Moderne hatte die formale Klarheit über den Symbolismus gestellt. Las Vegas war das pure Gegenteil davon: Reklametafeln und Themenhotels sollten von weitem her erkennbar sein. Der Massstab war die Geschwindigkeit des Autos, die nur noch flüchtige Blicke zuliess.


Aus: Robert Venturi, Denise Scott Brown und Steven Izenour (1972): Learning from Las Vegas. The Forgotten Symbolism of Architectural Form

Auch in der Schweiz hatte die Architektur um 1960 den dezent zurückhaltenden «Landi-Stil» der Geistigen Landesverteidigung überwunden. Gebäude erhielten ausdrucksstarke Botschaften. Symbolik und Marketing begannen eine Rolle zu spielen – auf Bergkuppen, in Einkaufsstrassen und in Tourismusorten.

Kulturelle Bildung und Demokratie
Die 68er-Studentenbewegung rüttelte auch in der Schweiz an den Grundfesten der bürgerlichen Gesellschaft. Der Ruf nach sozialer Gerechtigkeit und mehr Freiräumen ertönte lautstark. Gefordert wurden Emanzipation und das Recht auf Selbstbestimmung.
Tatsächlich hatte sich die Schweiz im Laufe der 1960er Jahre zu bewegen begonnen. 1964 führte die Mirage-Affäre zu einem kritischen Diskurs über das Militär und seine Führung. Die Eliten und ihre Machenschaften wurden mehr und mehr hinterfragt. Seit 1971 durften schliesslich auch Frauen auf Bundesebene mitpolitisieren.
Kultur sollte alle ansprechen und nicht mehr nur einer Minderheit von Privilegierten vorbehalten bleiben. Entsprechend galten Monumentalität und Symmetrie in der Architektur als autoritäre Zeichen einer alten Zeit. Offene und zum Mitmachen einladende Theater- und Museumsbauten dagegen wurden zu den Sinnbildern einer modernen Demokratie.

> Zum Artikel  «Lässt sich der «Mann auf der Strasse» kulturell aktivieren?» Werk, bauen + wohnen 2/1975

> Zur Forderung nach anderen Kulturräumen: SRG Dossier «Die Jugend revoltiert» 

Untertitel: 
Welche Architektur für welche Gesellschaft?